Die Preisträger 2019 von links: Gregg L. Semenza, Peter J. Ratcliffe
und William G. Kaelin Jr. Fotos: nobelprize.org
Der Medizin Nobelpreis wurde 2019 für die Erforschung der Wirkmechanismen der Körperzellen auf Hypoxie verliehen!
Stockholm – Die erste Entscheidung ist gefallen: Die Nobelversammlung des Karolinska-Instituts in Stockholm hat am Montag bekanntgegeben, dass der diesjährige Nobelpreis in der Kategorie Physiologie oder Medizin an William G. Kaelin Jr., Peter J. Ratcliffe und Gregg L. Semenza verliehen wird. Sie werden „für ihre Entdeckungen, wie Zellen die Verfügbarkeit von Sauerstoff wahrnehmen und darauf reagieren“, ausgezeichnet.
William George Kaelin ist ein US-amerikanischer Onkologe und Professor an der Harvard Medical School. Sir Peter John Ratcliffe ist ein britischer Nephrologe und Professor an der University of Oxford. Gregg Leonard Semenza ist ein US-amerikanischer Pädiater und Professor an der Johns Hopkins University in Baltimore, Maryland.
Thomas Perlmann, der Generalsekretär des Nobelkomitees
für Physiologie oder Medizin, bei der Verkündung
am Montag. Foto: AP/Pontus Lundahl
Weg zu neuen Therapien
Kaelin Jr., Ratcliffe und Semenza haben entdeckt, dass Zellen Veränderungen in der Verfügbarkeit von Sauerstoff wahrnehmen und sich daran anpassen können. Die Forscher haben molekulare Mechanismen identifiziert, die die Aktivität von Genen als Antwort auf variierende Sauerstoffzufuhr regulieren. Ihre Arbeiten enthüllen damit die Mechanismen eines der fundamentalsten Prozesse von Leben, hieß es von der Jury in Stockholm. Die Erkenntnisse seien zentral für unser Verständnis, wie der Sauerstoffgehalt den zellulären Metabolismus und physiologische Funktionen beeinflusst. Die Entdeckung habe zudem den Weg zu vielversprechenden neuen Strategien für Therapien von Anämie, Krebs und vielen anderen Krankheiten bereitet.
Die grundlegende Bedeutung von Sauerstoff für den Körper ist seit Jahrhunderten bekannt. Aber wie genau Zellen auf Sauerstoff reagieren, war lange unklar. Der diesjährige Medizinnobelpreis würdigt Arbeiten, die dazu beigetragen haben, Licht ins zelluläre Dunkel zu bringen: Die drei Forscher konnten molekulare Mechanismen aufklären, wie sich Zellen an die Verfügbarkeit von Sauerstoff anpassen, heißt es in der Begründung der Nobelversammlung.
Fundamentale Lebensprozesse
Dank der bahnbrechenden Arbeit der drei Laureaten wissen wir heute viel mehr darüber, wie unterschiedliche Sauerstoffkonzentrationen grundlegende physiologische Prozesse regulieren, fährt das Nobelpreis-Komitee in seiner Begründung fort. Die Wahrnehmung von Sauerstoff ermöglicht es Zellen, ihren Stoffwechsel auf niedrige Sauerstoffwerte einzustellen – etwa in unseren Muskeln während eines intensiven Workouts.
Andere Beispiele für solche Anpassungsprozesse sind die Erzeugung neuer Blutgefäße und die Produktion roter Blutkörperchen. Auch unser Immunsystem erhält durch die Wahrnehmung der Sauerstoffverfügbarkeit eine Feinabstimmung. Nicht zuletzt ist diese Wahrnehmung auch während des Wachstumsprozesses eines Embryos für die Bildung von Blutgefäßen und die Entwicklung der Plazenta entscheidend.